Umwelt
Thailands Energiewende stockt wegen verkrusteter Strukturen
Die thailändische Wirtschaft drängt nachdrücklich zu erneuerbaren Energien
In den vergangenen drei Jahrzehnten haben sich die Treibhausgasemissionen in Thailand um mehr als das Doppelte erhöht. Dies ist hauptsächlich auf die Zusammensetzung des Energiemixes zurückzuführen: Über die Hälfte des im Land verbrauchten Stroms wird mithilfe von Erdgas erzeugt, während weitere 16 Prozent aus Kohlekraftwerken stammen. Erneuerbare Energien tragen bisher nur etwa zehn Prozent zur Energieerzeugung bei. Obwohl ein Klimaschutzgesetz seit dem letzten Jahr vorliegt, wurde es bisher nicht verabschiedet.
Zwar hat die EGAT, Thailands Energiebehörde, in früheren Jahren einige beachtenswerte Projekte umgesetzt, wie beispielsweise das Hydro-Solar-Ktaftwerk auf dem Sirindhorn Stausee, aber ansonsten gibt es zwar viele Bemühungen um Energieeinsparungen, aber wenig neu begonnene Projekte und vor allem keine Einbindung der Industrie oder gar der Bevölkerung. Man könnte das Gefühl bekommen, dass die Behörde alles in eigener Hand behalten will und vermeiden möchte, dass Unternehmen oder Hausbesitzer zur Konkurrenz in der Stromproduktion werden.
Sirindhorn Damm
Auf dem Wasser des Sirindhorn Stausees ganz im Nordosten von Thailand sind 145.000 Solarpaneele verbaut, die eine Fläche von rund 70 Fußballfeldern bedecken. Zusammen mit den drei Turbinen des Wasserkraftwerks des staatlichen Energieversorgers EGAT können sie eine Leistung von 45 Megawatt Strom erzeugen. Das Sirindhorn-Projekt soll durch 15 weitere Anlagen ergänzt werden, um die Abhängigkeit von fossilen Energien zu mindern.Kritik an der Regierung richtet sich vor allem darauf, dass weiterhin der Bau neuer Gaskraftwerke genehmigt wird, was das Land langfristig an eine bestimmte Art der Energieerzeugung bindet. Laut GTAI plant der staatliche Energieversorger EGAT sogar die Modernisierung und den Ausbau seiner Kohlekraftwerke. Die EGAT kontrolliert exklusiv das gesamte Stromübertragungsnetz und betreibt viele Kraftwerke, von denen Privatpersonen und die meisten Unternehmen ihren Strom beziehen müssen. Und auch neue Solarparks will die Behörde bauen. Dies erschwert es Unternehmen und Privatpersonen, ihre eigene Solarenergie zu erzeugen, in das Netz einzuspeisen und zu vermarkten.
Unternehmen machen Tempo
Die thailändische Wirtschaft drängt nachdrücklich auf schnellere und konkretere Schritte in Richtung Energiewende. Dies geschieht sowohl in der Hoffnung auf die Schaffung neuer Geschäftsmodelle als auch aufgrund der vergleichsweise hohen Stromkosten in Thailand im asiatischen Vergleich. Mehr als 500 Organisationen und Unternehmen haben daher den RE-100 Thailand Club ins Leben gerufen, der sich für den Einsatz von 100 Prozent erneuerbarer Energien in der Industrie einsetzt.Besonders verwirrend ist, dass der Fortschritt bei der Umstellung der Stromproduktion in Thailand langsam voranschreitet, insbesondere angesichts der Fortschritte im Verkehrssektor. Im Jahr 2022 war Thailand der größte Markt für Hybrid- und vollelektrische Fahrzeuge in Südostasien. Die Regierung hat sogar ehrgeizige Pläne, bis 2030 sicherzustellen, dass jedes zweite verkaufte Fahrzeug im Land emissionsfrei ist.
In den öffentlichen Nahverkehr in Bangkok wurde von den Unternehmen kräftig investiert, zum Beispiel in die Anschaffung von nun 3.500 Elektrobussen. Aufgrund der Verschmutzung der Luft prinzipiell eine gute Sache, die ihren Wert aber durch das Laden mit regenerativem Strom erheblich verbessern könnte. Kräftige Investitionen hat auch die AoT (Betreiber der meisten Flughäfen des Landes) getätigt, die binnen 10 Jahren alle Airports zur CO₂-Neutralität umbauen will. Auch einige grosse Industrie-Produktionsbetriebe haben komplett aus erneuerbare Energien (Solar & Biogas) umgestellt und verzichten auf den teuren EGAT Strom.
Im Jahr 2022 wurde eine Ausschreibung für die Produktion von über fünf Gigawatt an erneuerbaren Energieprojekten in Thailand durchgeführt. Interessanterweise konnten sich auch kleine Unternehmen um die Teilnahme bewerben. Das Interesse war so groß, dass es am Ende sogar mehr Bewerbungen gab, als tatsächlich berücksichtigt werden konnten.
Die Regierung hat sehr gute Vorsätze und Pläne. Dass diese durch den Regierungswechsel etwas gebremst wurden, ist im gewissen Masse verständlich, aber man muss nun schnell den Wünschen der Industrie und auch der Privatiers nachkommen und einen Energieaustausch mit dem Netz ermöglichen. Dazu müssten man der EGAT, in der die alten Strukturen versuchen, jegliche Änderung zu vermeiden, von Regierungsseite mal etwas Druck machen und verstehen, dass der Energiewandel nur zusammen mit der Industrie und den Menschen funktionieren kann.
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