Thailand in den 80ern und heute
40 Jahre Thailand - war früher alles besser?
Reisen in unserer Jugend
Vor etwas über 40 Jahren waren wir, als junge Leute mit Rucksack oder kleinem Gepäck in Thailand, und haben die Freiheit, fern von Mama und Familie, genossen. Ein paar Jahre zuvor waren wir noch für eine Woche mit dem Zweimannzelt am Baggersee und haben uns mit einer Mischung aus Dosenravioli und Bratwürstchen ernährt. Mit jeder Menge Freunden, gemeinsamen Abenteuern, Spielen, der Gitarre abends am Lagerfeuer und ganz viel Bier, Apfelkorn und Eckes Kirsch haben wir uns prächtig amüsiert – wenn denn das Wetter mitgespielt hat.Bei Regen haben wir uns unsere sumpfigen Urlaubstage in immer nassen Klamotten bibbernd schöngesoffen. Körperhygiene war drittrangig, und mit genug Alkohol haben wir nachts auf dem harten Boden sogar etwas Schlaf gefunden. Aber sind wir ehrlich, nach einer Woche war jeder froh, wieder zu Hause in unserem Bett zu schlafen, eine richtige Dusche zu haben und Mamas immer leckeres Essen zu genießen.
Dann kam für einige in den Achtzigern der erste Thailand-Urlaub: Sonne, Sand, eine Bambushütte für 100 Baht, für 200 Baht sogar mit Wasser und einem Ventilator, und manche Deluxe-Hütte hatte sogar Matratzen anstelle der Bastmatte auf dem Boden. Irgendwo zwischen den Basthütten hat die Resort-Mama gekocht, die Preise waren für uns spottbillig, und es war im Vergleich zu unseren Zelturlauben ein enormer Gewinn an Komfort und Idylle. Herrlich, die Übernachtungen auf Samui unter den vielen Kokospalmen, das wunderschöne Meer, die Wärme, die unglaubliche Freundlichkeit und Gastlichkeit der Thais… ein perfekter Urlaub für wenig Geld, unvergessen, unglaublich aufregend – toll.
Wenn ich Thailand heute sehe, denke ich manchmal wehmütig an diese Zeit zurück und schwelge in 40 Jahre alten Erinnerungen. Wenn ich dann nochmal darüber nachdenke, stelle ich fest, dass die Erinnerungen durch eine rosarote Brille schon so einiges an nicht so schönen Dingen völlig verschlungen haben.
Idealisierung der Vergangenheit - die rosarote Brille!
Die Bambushütten boten weniger Privatsphäre als jedes Zelt, nicht nur, dass jedes Geräusch nach außen drang, sondern es konnte von außen auch jeder reinschauen. Ein etwas komisches Gefühl war es dann schon, wenn du morgens mit deiner nächtlichen Eroberung zum Frühstück mit Applaus und anerkennenden Blicken begrüßt wurdest. Heute würde ich mit stolzgeschwellter Brust einlaufen, aber als 18- bis 20-Jähriger ist dir das einfach nur peinlich. Und wenn man mal auf dem Topf saß, der übrigens noch mit der Schöpfkelle gespült werden musste, war jedes entweichende Lüftchen auch für die Nachbarn oder die Eroberung mehr als präsent. Akustisch sowie olfaktorisch.Strom gab es auch, manchmal sogar in den Hütten, dann gab es auch elektrisches Licht, nur leider nicht den ganzen Tag, geschweige denn die ganze Nacht. Die Batterien für die Taschenlampen waren teuer und hielten immer nur kurz durch. Nachts mal ein Buch lesen – nein, das ging genauso wenig, wie sich mal ein kaltes Getränk aus dem Kühlschrank zu nehmen. Und dank der luftigen Wände der „Bungalows“ war es auch völlig unmöglich, irgendetwas gegen die nächtlich wiederkehrenden Myriaden von wildgewordenen, blutdurstigen Moskitos zu machen. Ein Moskitonetz gab es, aber die paar Schritte, die man zur Toilette gemacht hat, haben gereicht, um die Blutgier der Stechviecher zu stillen.
Wer mal telefonieren wollte, musste zum Postamt, nur bedauerlicherweise gab es in den 80ern kaum etwas, was sich öffentlicher Nahverkehr nennen konnte. Keine TukTuks und ein Moped leihen? Höchstens von privat. Der Weg zum Postamt war dann auch eher ein Halbtagesausflug. Natürlich hat uns das früher alles nicht sehr gestört, ein paar winzige dunkle Flecken in der Erinnerung.
Aber heute?
Würde ich das nochmal wollen? Von mir ein ganz klares NEIN, wobei ich nur für mich spreche. Ich halte mich für unabhängig von jedem Luxus (auch wenn ich es manchmal auch luxuriös mag). Ich brauche, um schöne Tage zu haben, keine 5, keine 4, nicht mal 3 Sterne, aber ich möchte gerne ein sauberes Bett, eine Dusche, einen Ventilator, einen Kühlschrank und Strom. Viele Steckdosen und einen kleinen Schreibtisch, zum Laden von Kameras, Handys, Laptop, Tablets und Handys… damit ich ein paar Artikel verfassen kann.Beach Bungalows früher und heute
Tourismus heute - Ist Thailand überfüllt?
Natürlich stören auch wir uns an dem Overtourismus, der an vielen Ferienorten zur Hauptsaison herrscht, an den Menschenmassen, die unbedingt meinen, sich in den 4 Monaten von Dezember bis März auf Phuket, Samui oder in Pattaya treffen zu müssen. Aber man kann dem ganz einfach entgehen. Man lässt die Monate, an denen alle nach Thailand reisen, einfach aus. Dann bleiben 8 Monate übrig, in denen man herrlich seine Ruhe haben kann, aber ohne alleine sein zu müssen.Immer wieder, wenn wir Artikel, auch zu kleineren Inseln oder Stränden veröffentlichen, gibt es Leute, die pauschal Kommentare wie „völlig überlaufen“, „verdreckt“ etc. verfassen. Da können wir nur genauso pauschal sagen, dass das nicht stimmt. Das mag für manche Gegenden in der Hauptsaison gelten, wobei auch hier die Frage aufkommt, was ist überfüllt? Und warum reisen Leute, die es doch offensichtlich lieber ruhiger haben wollen, in der Hauptsaison nach Thailand und dann auch noch an die Hauptziele des thailändischen Tourismus? Fühlen die sich sonst doch zu einsam?
Warum auf Phuket an den Patong-, Karon- oder Kata-Beach, anstelle an einen, auch in den Spitzenzeiten sehr ruhigen Strände im Norden der Insel? Warum auf Koh Samui an den Chaweng Nord oder Mitte, während es am Süd-Chaweng herrlich ruhig ist? Warum nach Koh Lipe in der Saison, wo die Insel doch ab Anfang April ein Träumchen ist?
Viele Reisende haben das Bild, dass Sie vor 30 oder 40 Jahren von Thailand gewonnen haben, immer noch im Kopf und meinen, ein 500 m Strand, an dem 30 Leute liegen, sei überfüllt. Hier sollte man mal darüber nachdenken, wie langweilig es war, wenn man vor 30-40 Jahren der einzige Tourist an einem Strand war, oder nur noch ein frisch verliebtes Pärchen die 500 m mit euch geteilt hat.
Ruhe und Idylle wie von Jahrzehnten
Es stellt sich die Frage, warum reisen die Leute, die von alten Zeiten träumen, von idyllischer Ruhe, von leeren Stränden, von Bambushütten, überhaupt in diese Zentren des Tourismus? In Thailand gibt es hunderte Kilometer feinster Strände, menschenleere Kilometer Sand, aber man reist in die Touristenzentren, natürlich zur Peak-Season und beschwert sich dann. Es gibt auch in den Spitzenzeiten Strände, an denen man 5 km laufen kann und keine 4 Leute trifft.Nicht nur auf den schwerer erreichbaren Inseln, sondern auch am Festland, Prachuap Khiri Khan, Chumpon, die Festlandküste von Suratthani oder Nahkhon Si Thammarat bieten mehrere hundert Kilometer herrliche Strände, an die sich ausser ein paar einheimischen Touristen an den Wochenenden oder während der Feiertage niemand verirrt. Thailand wie früher, wenn auch mit ein wenig mehr Komfort. Es ist dort nicht nur wunderschön, sondern auch supergünstig.
Man findet auch immer noch traumhafte Tropeninseln mit schneeweißem Puderzuckersand, auf denen es keine Hotels, keine Resorts, sondern nur Bambushütten und vielleicht ein paar vereinzelte Steinhütten gibt, manchmal mit Strom, mit Bastmatten auf dem Boden – alles wie früher. Ich mache dahin einen Tagesausflug, obwohl ich übernachten könnte, aber das muss ich nicht mehr haben.
Positiver Wandel
Und es gibt so viele Orte, die sich sehr positiv gewandelt haben. Denkt man beispielsweise an Phuket Town, früher eine dreckige, alles andere als schöne Stadt, die nichts zu bieten hatte, hat sich in eine attraktive City verwandelt, die zum Flanieren, Shoppen und Ausgehen einlädt, in hübschen Fussgängezonen mit farbenprächtig renovierten Kolonialhäusern. Oder Bangkok, das vom verdrecketen Moloch zu einer der aufregendsten Städte der Welt wurde, mit viel Grün, mit tollen Parks, vielen Attraktionen, zwar mit nicht immer guter, jedoch viel besserer Luft, als in den Achtzigern.Der Aufbau der Verkehrsinfrastruktur, der vielen Dienste und Transportmöglichkeiten hat nicht nur dafür gesorgt, dass manche Gegenden einen erheblich höheren Zualuf haben, als früher, sondern auch dafür, dass wir einfach und höchst unkompliziert dahin kommen. Für mich ein ganz klarer Aspekt, warum wir so gerne nach Thailand reisen. Es ist so herrlich unkompliziert und das macht unglaublich frei – eine andere Art von Freiheit als vor Jahrzehnten, aber eine sehr gewichtige. Wenn es mir irgendwo nicht gefällt, wenn das Wetter mal mies ist – in ein paar Stunden bin ich da, wo es mir gefällt und die Sonne strahlt.
Mir ist heute, mit knapp über 60, ein gewisses Maß an Zivilisation wichtig. Ich mag eine breite Auswahl an Restaurants, gehe abends mit meinen Mädels auch gerne mal bei Reggae, EDM oder Rockmusik abfeiern, möchte immer mobil sein, mit Auto oder Moped, möchte ein bequemes Bett und freue mich auf einen gemeinsamen Cocktail an meiner Poolbar. Meine Mädels gehen auch gerne mal ein bisschen bummeln, einkaufen. In Thailand alles kein Problem.
Und heute wie früher, wir lieben Thailand, auch wenn es heute ein ganz anderes Thailand ist als früher.
Idyllische Ruhe in Thailand? Kein Problem!
Chaweng Beach 1983
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