Essen
Deutsche und europäische Küche in Thailand
Ist es ein No-Go in Thailand Schnitzel, Burger oder Pizza zu essen?
Solltest du also am Strand sitzen und statt Pad Thai einen saftigen Burger bestellen, wirst du bestimmt nicht aus dem Land geworfen. Vielleicht aber ein paar belustigte Blicke der Einheimischen ernten, die sich fragen, warum du die Köstlichkeiten ihrer Küche ignorierst. Schließlich gibt es wohl kaum einen besseren Ort, um scharfes Curry oder frische Mango Sticky Rice zu genießen – aber hey, wenn der Ruf des Schnitzels zu laut ist, dann guten Appetit!
Wer weiß, vielleicht schmeckt ein Burger in Thailand dank der tropischen Brise ja sogar noch besser als daheim? Und wenn dich jemand fragt, warum du kein Pad Thai isst, kannst du ja immer noch sagen: „Ich wollte einfach das Beste aus beiden Welten!“ 😄
Und dennoch ist dieses Thema ein ewiger Streitpunkt unter Touristen.
Wir hatten aus diesem Grunde eine kleine Umfrage bezüglich der Essgewohnheiten in Thailand gemacht, um einmal herauszufinden, was unsere Leser im Urlaub so essen. 66% haben angegeben, dass sie sowohl thailändische Küche, als auch deutsche Gerichte essen. Bei den Kommentaren stellte sich heraus, dass vor allem ein Frühstück nach europäischer Art wichtig ist. Ausschliesslich Thai-Food essen 20% der Teilnehmer und 10% verzichten auf jegliches Thai-Essen und bleiben bei Schnitzel, Pommes, Burger, Pizza & Co.
Gar nichts zu essen, sondern sich ausschliesslich dem Trinken zuzuwenden, gaben 4% der Befragten an. ;-)
Vorweg, ich liebe die Thai Küche, ich kann - auch nach Aussagen einiger Thais - sehr gut Thai kochen, bin fit mit Wok und thailändischen Küchengerätschaften. Dazu möchte ich erklären, dass wir bis auf unsere grosse Tochter, uns vorwiegend in Deutschland aufhalten und sowohl mein Frau, als auch meine kleine Tochter und ich alle gut kochen und sehr gerne essen - sehen tut man das aber nur bei mir ;-)
Obwohl wir auch in Deutschland sehr viel Thai-Food zubereiten, freuen wir uns jedes Mal auf die vielen Leckereien, wenn wir in Thailand ankommen und geniessen die Vielfalt, die frischen Kräuter, das knackige Gemüse und natürlich das frische Seafood, Fisch, Garnelen, Muscheln, Krebse... ach mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen.
Bevorzugt essen wir auf Märkten, die von vielen Thais besucht werden, oder wir schicken ein Familienmitglied, die leckersten Gerichte der Strassenstände einzukaufen und dann ein grosses Familienessen mit 10-20 verschiedenen Spezialitäten auf dem Tisch, zu verspeisen. Also ich bin wirklich ein überzeugter Fan der Thai-Küche.
Mein erstes Erlebnis mit Thai-Food jedoch, als ich in den Achtzigern das erste Mal das Land des Lächelns besuchte, war nur mittelprickelnd. Als Kind sparsamer Eltern hatte ich gelernt, dass man immer alles, was auf dem Teller ist, aufessen muss. Das war im Falle meiner ersten Tom Yam Gung nicht sonderlich toll. Mit viel Überwindung habe ich die eigentlich sehr schmackhafte Suppe natürlich komplett aufgegessen, mit allem, was drin war. Ganz zum Erstaunen der netten Bedienung. Die hatte nämlich, als sie den Tisch abräumte, erst mal unter den Tisch geschaut, ob ich denn vielleicht die Zitronengrasstengel und den Galgant unter den Tisch geworfen hätte. Diese Ingredienzien sind nur zu Würzung, völlig holzig und niemand würde das mitessen… ausser mir.
Es bedarf also ein wenig Wissen, man muss lernen, was einem schmeckt und wie man etwas isst oder bestellt. Gewürze wie Korianderkraut (Phak Tschi) sind nicht jedermanns Sache, die Schärfe (phed) vieler Gerichte auch nicht. Aber man bekommt jedes Gericht wie man es möchte. Ein kleines „meau Phak Tschi“ oder „meau Phed“ reichen. Idealerweise bestellt man mehrere Gerichte (ist ja billig) und probiert von allem und merkt sich was man mag.
Wer nun trotz allem kein Thai-Food mag, der bekommt in Thailand inzwischen sogar auf der kleinsten Insel Schnitzel, Burger oder Pizza - aber darf man das essen?
Viele Touristen finden das schrecklich und halten Leute, die in Thailand deutsche Kost essen, für bekloppt - sind sie das wirklich?
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und so mögen eben viele das Essen, das Sie gewohnt sind, oder bestellen eben einfach das, was sie kennen. Man muss auch nicht die Augen verdrehen, nur weil der Tischnachbar einen Burger isst. Das könnte jemand sein, der lange Zeit in Thailand lebt oder seit 8 Wochen dort isst, oder jemand, der einfach nicht weiss, was ihm ausser dem Bekannten sonst noch schmeckt. Meine Frau hatte in den ersten Jahren, die sie in Deutschland verbrachte, auch am liebsten Thai-Food gegessen... weil sie nicht wusste, was das auf der Speisekarte ist.
Ich esse in Thailand auch mal ein Schnitzel oder ein Steak. Meine Thai-Frau auch, ebenso, wie luftgetrockneten Schinken, Käse oder Schwarzbrot mit Marmelade. Meine grosse, in Thailand lebende Tochter, liebt Braten mit Sosse und Schweinshaxen und für meine Thai-Schwägerin und die Familie muss ich regelmässig Rouladen oder Sauerbraten kochen. Die Thais sind da viel weniger verkrampft.
Ist ja eigentlich auch gar kein Problem. Ich esse auch mal eine Pizza, wenn ich in den USA bin, einen Burger in Kroatien, eine Bouillabaisse in Deutschland und in Dresden habe ich meinen Lieblings-Australier. Seltsam finde ich es erst, wenn ich wie in unserem Sommerurlaub in Österreich (Villach + Graz) und in Kroatien (Split) überhaupt keine Lokale mit regionalen Speisen mehr finde, sondern nur noch Burger, Pizza und Kebab.
Wir machen uns also in Thailand keine Einschränkungen. Wenn wir in Bangkok sind, ist beispielsweise ein regelmässiger Pflichtbesuch in Yarowat, der China-Town angesagt, um uns durch die chinesischen Leckereien zu essen. Da locken knusprige Ente, Wan-Tan, Dim-Sum… ach wie lecker. Oder am Ao Nang in Krabi essen wir mindestens einmal eine Pizza, weil es dort einfach die beste Pizza gibt, die ich kenne. Oder die Chicken-Burger am Patong auf Phuket - echt Hammer. Und das machen wir gemeinsam mit unserer Thai-Deutsch gemischten Familie und alle sind happy. Nach 4 Wochen Thailand habe ich mal Lust auf einen Käse, etwas Geräuchertes oder mal Fleisch am Stück.
Ich liebe die Thai-Küche, kann wie gesagt selbst authentisch Thai kochen, meine Frau ist eine super Köchin und wir kochen in DE rund zu 50% Thai oder Thai-EU-Crossover. Wir essen Schweizer Käsefondue mit Som Tam, weil die Kombi ein Geschmacksorgasmus ist, Knödel mit Morning Glory (Wasserspinat), zu Hühnerflügeln Pad Pak Ruamit etc.
Wenn jemand von der Original-Thai-Küche redet, der muss aufpassen, denn ein Grossteil der Gerichte, die wir in Thailand essen, stammt überhaupt nicht aus Thailand, sondern kommt ursprünglich aus anderen Ländern. Die Thais nehmen alles aus den Küchen anderer Länder mit, was sie kriegen können und integrieren das in ihre Gerichte. Genau das ist es, was Thai-Food so unglaublich lecker macht und Kennern der Thai-Küche das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.
Warum soll nicht jeder essen, was ihm schmeckt? Ein bisschen Toleranz wäre dann doch richtig am Platz. Oder noch besser, wenn man sich auskennt und am Nachbartisch lauter Touristen vor Ihrem europäischen Gericht sitzen, einfach mal fragen, ob sie mal von deinem leckeren Thai-Food probieren wollen. Vielleicht trauen sie sich ja auch nur nicht etwas zu bestellen und dann kommen sie evt. auf den Geschmack.
Einige Leckereien der thailändischen Küche
* Thema Frühstück: Ich mache mir nichts aus dem Frühstück an den Hotelbuffets in Thailand und ziehe ein frisches Thai-Frühstück mit Suppe, Reis oder Nudeln vor. Oder mal einen frischen Salat-Gung (Salat mit Shrimps)... mein Ding. Aber verständlich, dass viele das gewohnte Frühstück mit Brötchen, Marmelade und Eiern bevorzugen. Nur, sollte man mal eine länger Nacht mit etwas heftigeren Genuss geistiger Getränke hinter sich haben, gibt es ein Mittel, das jegliches Unwohlsein, Kopfdrücken etc. innerhalb kürzester Zeit wegbläst... eine schöne heisse und scharfe Tom Yam.
Mehr zum Thema Essen
⇒Thailand: Gast überweist versehentlich 200.000 Baht für Steak 06.11.2024
Luxusdinner: Das perfekt gegrillte Wagyu Steak für 5.500.- Euro
⇒Die Durian - Königin des Geschmacks und Gestanks 01.11.2024
Liebe oder Hass, der ultimative Stinkfrucht-Ratgeber
⇒Jay Fai sagt Adieu: Michelin-Sterne-Köchin verabschiedet sich 28.10.2024
Bangkoks Krabben-Omelett-Ikone mit der Fliegerbtille geht in den Ruhestand
⇒Der Kampf der thailändischen Biergiganten 13.10.2024
Innovation und Tradition: Wer gewinnt den thailändischen Bierwettstreit?
⇒Thailands Essen - die besten Gerichte dieser Welt 22.08.2024
Abenteuer Leben - Kabel1 HD (15:16 min)
⇒Kaeng Lueang - Yellow Curry - Gelbes Thai Curry 18.08.2024
Kulinarische Reise nach Thailand: Gelbes Curry selbst gemacht
⇒Thai Gerichte glänzen in der Top 10 der globalen Kulinarik 25.07.2024
Fast 400.000 User von Taste-Atlas wählen aus 11.000 Gerichten
⇒Käsemacherin sorgt für Freude im tropischen Thailand 22.07.2024
Ihr Ziegenkäse wird von Top-Gastronomen begeistert aufgenommen
⇒Thai-Köchin gewinnt MasterChef Australia 2024 18.07.2024
Köchin Nathale Thaipun - der neue Star im Gourmethimmel
⇒Schärfetoleranz entwickeln - thailändische Küche mit Genuss 05.07.2024
Chili meistern - Wie man sich an Thailands Schärfekultur gewöhnt
⇒ Mehr Thailand Blog zum Thema Essen