Songkran
Ayutthayas Elefanten-Spektakel zu Songkran
Tourismusattraktion oder tierquälerische Folklore?
Seit dem 13. April werden auf der Si Sanphet Road, direkt vor dem Büro der thailändischen Tourismusbehörde, mehr als ein Dutzend Elefanten täglich in Szene gesetzt. Ihre Körper sind mit aufwendigen, farbenfrohen Mustern bemalt – angeblich inspiriert von der gelben Sesbania-Blüte, dem Provinzsymbol Ayutthayas. Zu festgelegten Zeiten spritzen sie Wasser auf das Publikum, „tanzen“ im Takt von Popmusik, schwingen ihre Rüssel und wackeln mit den Ohren – zur Freude von Kindern, Selfie-Jägern und internationalem Publikum.
Was nach fröhlicher Familienunterhaltung klingt, wirft jedoch gravierende Fragen auf – insbesondere aus Sicht des Tierschutzes. Denn Elefanten sind keine freiwilligen Animateure in Ferienparks. Ihr „Training“, um Wasser auf Menschen zu spritzen oder sich „tanzend“ zur Musik zu bewegen, basiert fast immer auf strenger Konditionierung, oft verbunden mit physischen und psychischen Zwängen. Dass wild lebende Elefanten so etwas nicht von Natur aus tun, dürfte offensichtlich sein.
Tierschutzorganisationen weltweit warnen seit Jahren vor der instrumentalisierten Zurschaustellung von Elefanten zu touristischen Zwecken. Vor allem in Thailand hat sich die Nutzung von Elefanten für Shows, Malvorführungen und Reitangebote tief in die touristische Infrastruktur eingebrannt – auch wenn das internationale Bewusstsein für die Problematik stetig wächst. Die Verwendung von Farbe zur Körperbemalung, das stundenlange Stehen auf heißem Asphalt und das wiederholte Ausführen nicht artgerechter Bewegungen sind dabei keine Bagatellen, sondern ernsthafte Belastungen für die Tiere.
Hinzu kommt: In der Wahrnehmung vieler Besucher wird der Elefant zum "niedlichen Wasserspaß-Lieferanten" degradiert – seine eigentliche Würde als Wildtier, seine Bedürfnisse, sein Sozialverhalten werden ausgeblendet. Was bleibt, ist ein kulturell verpacktes Spektakel, das mit „Tradition“ etikettiert, aber auf der Ausbeutung sensibler, intelligenter Tiere basiert.
Veranstalter wie die Tourismusbehörde preisen das Ganze als „fröhliche Familienveranstaltung“ und als gelungene Verbindung von Kultur und Unterhaltung. Und tatsächlich: Die wirtschaftliche Bilanz stimmt. Lokale Geschäfte und Hotels profitieren von der erhöhten Besucherfrequenz, Souvenirläden und Essensstände vermelden steigende Umsätze. Doch die Frage bleibt: Wollen wir den Profit über das Wohl von Tieren stellen?
Ayutthaya, als UNESCO-Weltkulturerbe, trägt eine besondere Verantwortung – nicht nur gegenüber seiner geschichtlichen Identität, sondern auch gegenüber ethischen Standards im Umgang mit Lebewesen. Die inszenierte Fröhlichkeit der Elefanten mag Touristen faszinieren, doch sie blendet die Realität dahinter systematisch aus: die nicht artgerechte Haltung, das „Training“ im Verborgenen, die Kommerzialisierung eines Wildtiers zum wandelnden Festival-Accessoire.
Songkran ist ein Fest der Erneuerung, des Loslassens und der Reinheit. Vielleicht ist es an der Zeit, auch in der Festgestaltung alte Muster loszulassen – und den Elefanten ihre Würde zurückzugeben. Kulturelle Identität und touristische Attraktivität schließen ethischen Fortschritt nicht aus – sie erfordern ihn.
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