Musik
Wie Reggae Thailands Strände eroberte
Die Geschichte des Thai-Reggae - Von Rasta zu Rhythmus - Mit vielen Musik-Clips
Stellt euch vor, wie diese chilligen Reggae-Rhythmen, die ursprünglich durch die Straßen Jamaikas hallten, jetzt die tropische Brise Thailands durchdringen. Thailand mag zwar für seine traditionellen Klänge und seine reiche Kultur bekannt sein, aber der Reggae hat hier einen ganz eigenen Sog entwickelt.
Die entspannten Vibes, tiefgründigen Texte und die unverwechselbaren Melodien des Reggae haben dem Genre in Thailand einen festen Platz in der Musikszene gesichert. Von den hippen Clubs Bangkoks über die lässigen Strandbars Phukets bis hin zu den bunten Märkten Chiang Mais – überall lässt sich der Einfluss des Reggae spüren.
Es ist faszinierend zu beobachten, wie Reggae und thailändische Musik zu einem einzigartigen Sound verschmelzen. Lokale Künstler nehmen sich die Freiheit, Reggae mit traditionellen thailändischen Elementen zu vermischen und schaffen damit eine Musik, die so bunt und vielfältig ist wie Thailand selbst.
Die Reise von Reggae über 17.000 Kilometer, von Kingston bis zu Thailands Stränden, erzählt eine Geschichte von Kulturverschmelzung und musikalischer Freundschaft. Diese Musik, die einst als Stimme der Unterdrückten in Jamaika begann, hat ihre Botschaft weltweit verbreitet. Heute ist sie in Thailand nicht nur ein Soundtrack für entspannte Abende am Strand, sondern ein lebendiges Beispiel für die Verbindung von Kulturen.
So wie Reggae weltweit die Herzen der Menschen erobert hat, hat er auch in Thailand eine Heimat gefunden. Die Farben Grün, Gelb und Rot leuchten in jedem Winkel des Landes, während die Rhythmen der Rastafari-Bewegung in der Luft liegen. Reggae in Thailand ist mehr als nur Musik; es ist ein Lebensgefühl, eine Brücke zwischen den Kulturen, und ein Beweis dafür, dass Musik wirklich keine Grenzen kennt.
Die 80er Jahre waren für Thailand eine Zeit des Wandels und der Öffnung. Das Land erlebte eine Phase politischer Stabilität und eines beeindruckenden wirtschaftlichen Aufschwungs. Thailand schickte sich an, zu einem der "neu industrialisierten Länder" (NIC) aufzusteigen, einem Club aufstrebender Volkswirtschaften, die sich durch schnelles Wirtschaftswachstum auszeichneten. Parallel dazu setzte die thailändische Regierung auf den Tourismus als wirtschaftliches Zugpferd, was nicht ohne Folgen für die kulturelle Identität des Landes blieb.
Diese Zeit der Öffnung und des wirtschaftlichen Booms ebnete den Weg für eine kulturelle Neugier und Offenheit gegenüber dem Rest der Welt. So fand auch der Reggae seinen Weg nach Thailand. Angetrieben von thailändischen Plattenfirmen und Konzertveranstaltern, begann das Land in den 1980er Jahren, sich für diesen aus Jamaika stammenden Musikstil zu begeistern.
Diese Entwicklung war mehr als nur eine Modeerscheinung. Sie war Teil eines größeren Prozesses, in dem Thailand begann, sich eine vielfältigere und weltoffenere Identität zuzulegen. Durch die Förderung des Tourismus und das zunehmende Interesse an globalen Kulturphänomenen wie dem Reggae öffnete Thailand seine Türen und Ohren für neue Einflüsse und Ideen, die das Land und seine Kultur nachhaltig prägen sollten.
Pansak Rangsipammanakul
Pansak ist angeblich der erste thailändische Musiker, der einen Reggae-Song geschrieben hat. Der Song "Pai Talay Kandee Kwa" ("Lass uns lieber ans Meer fahren") war auf seinem Debütalbum zu hören, das 1984 veröffentlicht wurde.Zu diesem Zeitpunkt war Pansak 32 Jahre alt und Eigentümer der Media Company, deren Geschäftsführer er war. Zuvor hatte er in den Vereinigten Staaten von Amerika studiert und gearbeitet. Jedoch hatte Pansak nicht von vornherein einen Reggae-Song geschrieben.
Es war die Firma Nite Spot Production, die neue populäre Musikstile in die lokale Musikszene einführen wollte und dafür sorgte, dass der Song auf den typischen Reggea Rhythmus umgeschrieben wurde. Die Authentizität von Pansaks Reggae-Stil wurde jedoch von einer kleinen Gemeinschaft thailändischer Zuhörer infrage gestellt.
Esan Keaw music festival November 2020 - Ubolratana lake v. Gerhard Veer
T-Bone
In denselben Musikkneipen in Bangkok, in denen Pansak auftrat, spielte auch eine Band namens T-Bone, die zuerst mit Cover-Rock und -Pop auftrat und sich aber dann immer mehr für den lässigen Reggea-Sound aus dem fernen Jamaika begeisterte. Und sie begann sich den Ruf einer Bob-Marley-Coverband hart zu erarbeiten. Warum hat T-Bone Bob Marley gewählt? Nakarin Teerapenun, der Leadsänger und Gitarrist der Band, erklärte, dass er Reggae-Musik spielen wollte und Bob Marley für den einzigen Reggae-Künstler hielt, mit dem das thailändische und internationale Publikum in den 1980er Jahren vertraut war.Daher spielte die Band lieber die Originalversion von Bob Marleys "I Shot the Sheriff" als Eric Claptons Cover, mit dem die Thais besser vertraut waren. Vor allem aber waren die Zuhörer von T-Bone hauptsächlich westliche Touristen, die Bob Marleys Lieder sehr gut kannten. Die Band stand nicht nur unter dem Druck, mehr zu üben, sondern hatte auch das Bedürfnis, durch Frisur und Kleidung mehr nach Reggae auszusehen.
Als Prapas Chonsaranon, der Geschäftsführer von Muzer Records, einem thailändischen Plattenlabel, Nakarin von T-Bone scherzhaft fragte, ob sie Superstars werden und das große Geld verdienen wollten, ergriff Nakarin die Gelegenheit. Nachdem T-Bone zehn Jahre lang nur eine Kneipenband waren, bekamen sie einen Plattenvertrag und konnten 1992 ihr erstes Album mit dem Titel T-Bone veröffentlichen - und das mit grossem Erfolg. ⇒ T-Bone auf Facebook
Job 2 Do
Der dritte Musiker im Bunde derer, die Reggae in Thailand bekannt gemacht hat und mit seinem Song Doo Doo Doo auch für internationale Erfolge sorgte, war Bunjob Pon-in, allgemein bekannt als Job 2 Do oder Job Bunjob. Er gilt aufgrund seiner Dreadlocks, seiner dunklen Haut und seines südländischen Dialekts als wilder Landjunge aus dem Süden Thailands.Bevor er begann, seine eigene Rasta-Gemeinschaft in Südthailand zu gründen, lebte er etwa 17 Jahre lang in Schottland. In den späten 1990er Jahren kehrte Job-Bunjob mit seiner Familie nach Thailand zurück und lebte am Railey-Strand in der Provinz Krabi. Im Jahr 1998 gab es einen großen Zustrom westlicher Rucksacktouristen nach Thailand auf der Suche nach Krabi, einer Stadt, die stark als erstaunliches Reiseziel beworben wurde.
Auf Einladung seiner alten Freunde aus dem Süden begann Job-Bunjob schließlich, in der Skunk Bar am östlichen Ende von Reiley Reggae-Musik zu spielen. Die Skunk Bar zog immer mehr Menschen aus dem Westen an, und auch Job-Bunjob wurde zuerst mit seinen Bob-Marley-Covern berühmt.
⇒ Job2do rockt Thailand - Die Geschichte einer erfolgreichen Band
Meet the Band - die kreativen Köpfe hinter der Reggae- und Ska-Band Job2do
Music Festival 2022 - Bilder von Gerhard Veer
In den frühen 2000er Jahren entstanden am Oststrand von Railey zahlreiche Geschäfte, die mit Reggae-Musik und Reggae-Stil zu tun hatten, wie z. B. Kneipen, Dreadlock-Läden, Boutiquen und Souvenirläden. Job Bunjob trat stets in Kneipen in den Touristengebieten Südthailands auf, so auf den Inseln Phuket, Phi Phi, Koh Samui und Koh Phangan. Nachdem er sich in Südthailand bereits einen Namen gemacht hatte, erhielt Bunjob einen Plattenvertrag bei GMM Grammy und veröffentlichte im Jahr 2000 sein Debütalbum, Job 2 Do.
Sein erstes Album wurde auf dem thailändischen Markt für populäre Musik nie ein Mainstream-Erfolg, aber er erhielt einen Season Award für den "besten neuen thailändischen Künstler im Jahr 2000". Nach dem Misserfolg seines Debütalbums trat Job weiter live auf, nicht nur in Südthailand, sondern auch in verschiedenen anderen Locations in Thailand. Im Jahr 2006 spielte Job auf dem allerersten Reggae-Musikfestival in Thailand, dem Pai Reggae Music Festival in der Provinz Mae Hong Son.
Job 2 Do - Doo Doo Doo
Und bei seinen vielen Auftritten kamen auch immer mehr Touristen, die mithalfen, die thailändische Reggae-Kultur in andere Länder zu tragen und international ins Gespräch zu bringen. Ich glaube, es gibt heute keinen Thailandliebhaber, der Job 2 Do nicht kennt. ⇒ Job 2 Do auf Facebook
Er war der erste, dem es gelang, jamaikanischen Reggae mit thailändischen Elementen wie lokalen Eigenheiten und südlichem Dialekt zu verbinden. Damit bekam der thailändische Reggea eine eigene Authentizität, was wiederum viele Betreiber von Bars, Clubs und Geschäften, ja sogar von Hotels veranlasste, auf diesen durchaus lukrativen Zug aufzuspringen. Das dürfte ein Grund sein, warum es ausser in Jamaica nirgendwo eine höhere Reggae-Bar Dichte gibt, als im Süden Thailands, dass es viele Thais gibt, die sich in diese Kulturform mit Dreadlocks und Strickmützen in den jamaikanischen Landesfarben integrieren.
Khanom Reggae-Festival
Das Khanom Reggae Festival ist fast so etwas wie ein kleines Woodstock. Draußen auf dem Lande in Thailand kommen alle thailändischen Subkulturen wie Hippies, Cowboys, Punks und Rastafari zusammen und genießen bunte Musik.Also, wenn du das nächste Mal in Thailand bist, achte auf den unwiderstehlichen Rhythmus des Reggae. Lass dich von der Musik mitreißen und tauche ein in die einzigartige Atmosphäre, die diese Melodien schaffen. Denn egal, ob du ein eingefleischter Reggae-Fan bist oder einfach nur die pulsierende Energie der thailändischen Musikszene erleben möchtest - der Reggae hat definitiv seinen Platz in Thailand gefunden und verzaubert die Menschen mit seinem unverwechselbaren Charme.
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