22.02.2025
Thailands biometrisches Einwanderungssystem außer Betrieb
Sicherheitsrisiko, mangelnde Transparenz und politische Untätigkeit
Laut Rangsiman Rome werden derzeit lediglich Fotografien von Gesichtern und Fingerabdrücken gespeichert – ohne die eigentliche biometrische Verifikation. Die fehlende Datenerfassung stellt ein ernsthaftes Sicherheitsproblem dar, da sich auf diese Weise Kriminelle unbemerkt in das Land begeben können.
Technische und finanzielle Herausforderungen
Bereits seit dem Überlauf der Lizenz für das biometrische System ist es der Einwanderungsbehörde nicht mehr möglich, Identitätsdaten vollständig zu erfassen. Besonders alarmierend: Laut Rangsiman Rome könnte es bis zu 29 Monate dauern, bis ein neues System implementiert wird, da der Beschaffungsprozess noch nicht einmal begonnen hat. Dies wirft ernsthafte Fragen über die Effizienz der thailändischen Behörden auf.Neti Khanboon, Leiter der Datenbankabteilung des IT-Zentrums der Einwanderungsbehörde, bestätigte vor einem Regierungsausschuss, dass das System die Speicherkapazität für biometrische Daten erreicht habe. Ursprünglich konnte das System Daten für maximal 50 Millionen Personen speichern. Eine unbegrenzte Lizenz würde jedoch eine Investition von 500 Millionen Baht erfordern, während für die Entwicklung eines neuen Identitätserfassungssystems bereits ein Budget von 3 Milliarden Baht vorgesehen ist.
Mangelnde Transparenz und politische Untätigkeit
Überraschend ist, dass selbst viele Beamte der Einwanderungsbehörde nicht über die aktuelle Situation informiert sind. Das Thema wurde bereits siebenmal im Nationalen Sicherheitskomitee diskutiert, doch bisher gab es keine konkrete Reaktion seitens der höheren Instanzen.Rangsiman Rome kritisierte die thailändische Polizei scharf und bezeichnete die Situation als ein „vollständiges Versagen der Polizeiorganisation“. Er sieht in dieser Sicherheitslücke eine der Hauptursachen für die anhaltende Präsenz internationaler krimineller Netzwerke in Thailand. Die ineffiziente Zusammenarbeit zwischen den Behörden erschwere zudem die Ausweisung unerwünschter Personen.
Skandale um das biometrische System
Das aktuelle System wurde 2019 für 2,1 Milliarden Baht eingeführt und war von Anfang an umstritten. Einer der prominentesten Kritiker war der frühere hochrangige Polizeioffizier General Surachate Hakparn. Im Jahr 2020 wurde auf sein Auto geschossen – ein Vorfall, den er mit der Ausschreibung des biometrischen Systems in Verbindung brachte. Der Fall blieb ungelöst, und ein hoher Beamter wurde später entlassen, nachdem eine Tonaufnahme geleakt wurde, in der ihm befohlen wurde, die Ermittlungen einzustellen.Im Juli 2023 gab die Nationale Antikorruptionskommission bekannt, dass sie Anklage gegen den ehemaligen Polizeichef General Chakthip Chaijinda und drei weitere hochrangige Offiziere in Bezug auf das umstrittene Beschaffungsverfahren erheben wolle. Seitdem gibt es jedoch keine Fortschritte in dem Fall.
Dringender Handlungsbedarf
Die außer Betrieb gesetzte biometrische Erfassung stellt eine erhebliche Sicherheitslücke für Thailand dar und offenbart zugleich erhebliche Defizite in der Verwaltung und Transparenz staatlicher Behörden. Während die Opposition die Regierung drängt, schnellstmöglich Maßnahmen zu ergreifen, bleibt die Unsicherheit bestehen, wie lange es tatsächlich dauern wird, bis ein neues System in Betrieb genommen wird. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, ob die thailändische Regierung aus der Krise lernt oder weiterhin zögert, eine Lösung umzusetzen.Anmerkung der Redaktion:
Das biometrische Einreisesystem der Einwanderungsbehörde hat offensichtlich nichts mit dem biometrischen Check-In System der AoT (Airports of Thailand) zu tun, das erst im Dezember 2024 eingeführt wurde. Warum hier zweierlei Systeme genutzt werden und alle Daten (theoretisch) doppelt erfasst werden ist und ebenso unbekannt, wie schleierhaft.
Diese Seite verwendet
Stock images by Depositphotos
Stock images by Depositphotos