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24.04.2025

Thailand: Mit einem Brand endet das Drama des Dhara Dhevi

Teak, Tempel & Milliardenverluste • Endloses Drama eines Luxushotels

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Was bleibt, wenn der Glanz vergangener Größe verlöscht, wenn Gold zu Staub und Träume zu Asche werden? Das Dhara Dhevi in Chiang Mai war mehr als ein Hotel. Es war ein Monument – gebaut aus übersteigerter Vision, kulturellem Pathos und der Sehnsucht, etwas Ewiges zu schaffen. Heute ist es ein Symbol des Scheiterns. Und der Brand vom 23. April 2025 könnte der letzte Akt eines Jahrzehnte andauernden Dramas sein, in dem Größenwahn, Schulden, Ideale und wirtschaftliche Realität aufeinanderprallten.

Kapitel 1: Der Traum vom alten Lanna

Zu Beginn der 2000er-Jahre träumte ein thailändischer Unternehmer – der ehemalige Isuzu-Autohausmagnat Suchet Suwanmongkol – nicht von einem Hotel, sondern von einem Erbe. Einem Ort, der nicht nur Gästen eine Bleibe bietet, sondern eine ganze Epoche wiederauferstehen lässt: Das alte Lanna-Königreich mit seiner Pracht, Spiritualität und kulturellen Tiefe.

Er ließ auf über 24 Hektar Land ein Resort bauen, das eher einer Filmkulisse für einen Historienepos als einem Tourismusbetrieb glich. Riesige Pagoden, kunstvoll geschnitzte Teakholzbauten, Reisfelder, Lotus-Teiche, Mauern im burmesischen Stil, Mandalay-inspirierte Spabauten – jedes Detail war ein bewusst gesetztes Zeichen gegen die moderne Kälte zeitgenössischer Architektur. Statt Beton gab es hier Blattgold, statt LED-Spots Öllampen und statt Business-Lounges meditierende Mönchsfiguren aus Bronze.

Hoteltempel Dhara Devi

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Die Hotelzimmer waren keine Zimmer, sondern kunstvoll inszenierte Theaterbühnen: Himmelbetten mit Seidenvorhängen, Wände mit Goldornamenten, antike Möbelstücke, handgewebte Stoffe – jeder Winkel wirkte wie ein Museum für Stil und Überfluss.

Brand im Dhara Devi

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Kapitel 2: Von Mandarin Oriental zu Management-Debakel

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2004 eröffnete das Hotel offiziell als „Dhara Dhevi Chiang Mai“ – verwaltet von der renommierten Mandarin Oriental Hotel Group mit einem 15-Jahres-Vertrag. Doch schon die erste Betriebsphase offenbarte Probleme: Lokale Lanna-Historiker liefen Sturm gegen die Rekonstruktion alter Kulturstätten, die ihrer Meinung nach zur touristischen Kulisse degradiert wurden.

Die Betriebskosten waren astronomisch: Allein das Personal verschlang Unsummen – rund 400 festangestellte Mitarbeiter, die mit 5-Sterne-Benefits ausgestattet wurden. Problematisch war auch die Bürokratie: Von 123 Zimmern waren nur 64 offiziell lizenziert, da für die restlichen die Umweltverträglichkeitsprüfung fehlte. Hinter der schillernden Fassade braute sich also früh ein finanzielles Unwetter zusammen – nur wollte es niemand wahrhaben.



Kapitel 3: Chronik eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs

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Mitten in der COVID-19-Pandemie kam das, was unausweichlich war: Das Dhara Dhevi schloss 2020 seine Tore. Die Auslastung war auf ein kaum noch messbares Minimum gefallen – teils waren nur ein bis zehn Zimmer belegt. Die Einnahmen standen in keinem Verhältnis zum Aufwand.

Die Schulden stiegen auf über 4,3 Milliarden Baht. Löhne konnten nicht mehr gezahlt werden, Lieferanten blieben auf Rechnungen sitzen, Strom- und Wasserversorger warteten vergeblich auf Zahlungen. Die Belegschaft protestierte im Mai 2021 vor der Arbeitsbehörde in Chiang Mai – ohne Erfolg. Im November 2021 wurden sämtliche Verträge gekündigt, der Betrieb endgültig eingestellt.

Der Eigentümer, IFEC (Inter Far East Energy Corporation), hatte sich 2015 die Hotelanteile für rund 2,52 Milliarden Baht gesichert, zusätzlich Schulden von fast 4 Milliarden übernommen – in der Hoffnung auf Prestige und Rendite. Doch die Rechnung ging nicht auf. Im Gegenteil: Das Prestigeobjekt wurde zur finanziellen Katastrophe.

Kapitel 4: Die Auktion eines verlorenen Imperiums

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Am 12. November 2021 sollte das Gelände versteigert werden – Startpreis: 2,116 Milliarden Baht, nicht einmal die Hälfte des ursprünglichen Kaufpreises. Die Auktion scheiterte jedoch mehrfach – entweder mangels ernsthafter Bieter oder wegen interner Verwicklungen innerhalb der IFEC-Strukturen.

Inzwischen hatte die Natur begonnen, sich ihr Recht zurückzuholen: Die Gebäude verfielen, Dächer kollabierten, Mauern rissen, Pflanzen wucherten über Marmortreppen und Bronzefiguren. Was einst Luxus war, wurde zur Kulisse eines postapokalyptischen Traums.



Kapitel 5: Der Brand – ein Symbolischer Schlusspunkt?

Video Brand Im Dhara Devi
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In der Nacht vom 23. April 2025 kam es zur Katastrophe. Um 2 Uhr morgens wurde ein Großbrand im verwaisten Dhara Dhevi gemeldet. Über viele Stunden kämpften Feuerwehrleute gegen die Flammen, die sich durch die hölzernen Strukturen fraßen. Glück im Unglück: Es gab keine Verletzten – das Hotel war seit Jahren menschenleer, teils in Sanierung.

Die Ursache ist noch unklar. Ob es sich um einen technischen Defekt, fahrlässige Arbeiten oder gar Brandstiftung handelt, wird untersucht. Klar ist nur: Der Brand zerstörte nicht nur Bausubstanz, sondern auch die letzte Hoffnung auf einen Wiederaufbau.


Epilog: Der Mythos Dhara Dhevi – mehr Fassade als Fundament

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Was bleibt vom Dhara Dhevi? Ein Mythos, ein Mahnmal, eine Metapher.
Es war der Versuch, Vergangenheit zu konservieren, indem man sie mit Luxus überzog. Doch Kultur lässt sich nicht inszenieren wie ein Bühnenbild – nicht ohne wirtschaftliche Vernunft und Respekt vor der Realität. Das Dhara Dhevi war von Anfang an mehr Vision als Geschäftsmodell, mehr Tempel als Unternehmen. Und wie bei vielen Tempeln war die Anbetung groß, der Unterhalt unbezahlbar – und der Niedergang unausweichlich.

Das Feuer von 2025 hat nun vielleicht das endgültige Aus besiegelt. Und zurück bleibt ein trauriger, beinahe surrealer Anblick: verkohlte Teakholzpagoden, in Goldrahmen verbrannte Illusionen – und ein Resort, das einst sein wollte, was kein Hotel je sein kann: ein unsterbliches Königreich.
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