26.02.2023
Politik
Tausende von Russen fliehen vor dem Krieg nach Thailand
Immense Preissteigerungen auf Phuket und Koh Phangan durch Putins reiche Flüchtlinge
Thailand ist nicht dem Beispiel der westlichen Länder gefolgt und hat russische Besucher nicht zugelassen. Russische Touristen haben dies ausgenutzt. In den Monaten Oktober, November und Dezember kamen nach Angaben des thailändischen Ministeriums für Sport und Tourismus mehr als 331.000 russische Besucher nach Thailand.
Tausende dieser Besucher haben in Thailand investiert, Immobilien gekauft oder langfristig gemietet. Der russische Präsident Wladimir Putin ordnete im September eine Kriegsmobilisierung an, so dass viele wohlhabende Russen die sonnigen Strände Thailands leicht gegen die Aussicht auf eine Einberufung in den Ukraine-Konflikt eintauschen können.
Alle männlichen Bürger Russlands im Alter von 18 bis 27 Jahren unterliegen der Wehrpflicht für ein Jahr aktiven Militärdienst in den Streitkräften. Nach eigenen Angaben hat Russland mindestens 200.000 Bürger in die russischen Streitkräfte eingezogen, seit Putin im September eine Teilmobilisierung angeordnet hat.
Amin Ettayeb ist Verkaufsleiter aus Moskau bei InDreamsPhuket, einer Immobilienagentur auf der thailändischen Ferieninsel Phuket.
Die Immobilienagentur hat seit November einen Anstieg der Käufe um 10 % verzeichnet. Ettayeb sagte, dass auf dem Mietmarkt Villen, die früher für weniger als 9.000 Dollar pro Monat zu haben waren, jetzt für mehr als 28.000 Dollar zu haben sind. Der Vermietungsmarkt sei im Moment völlig chaotisch. Villen, die früher 300.000 Baht pro Monat kosteten, würden jetzt teilweise für 1 Million Baht pro Monat vermietet, aber die Russen würden sie trotzdem nehmen.
Auch wenn Geld für manche keine Rolle spiele, würden nicht alle seine Kunden langfristig in Thailand bleiben. Sie wollten nur sichergehen, dass sie nicht in den Krieg ziehen müssen.
Im vergangenen Jahr kauften Russen nach Angaben des thailändischen Immobilien-Informationszentrums fast 40 % aller an Ausländer verkauften Eigentumswohnungen in Phuket, berichtete Al Jazeera.
Emil Saliani, der ursprünglich aus der Ukraine stammt, lebt seit mehreren Jahren in Thailand. Er arbeitet als Immobilienmakler und Entwicklungspartner von Wyndham Grand und Natai Beach Resort in Phuket. Er bezeichnete die Immobilieninvestitionsszene als einen verrückten "Kriegsmarkt".
Die Verkäufe von Projekten an den russischen Markt seien jetzt verrückt. Im November, Dezember und Januar war Hochsaison, es wurde mehr verkauft als in den letzten 10 Jahren. Der "Kriegsmarkt" ist verrückt, und die Preise würden um 15 bis 20 % beim Verkauf steigen. Die Mieten würden teilweise um das Drei- oder Vierfache steigen.
Der Grund für die Investitionen sei, dass sie ihr Geld aus dem wirtschftlich sehr unsicheren Russland abziehen wollen", sagte Saliani. "Es ist eine schlechte Situation. Sie sorgen sich um die Währung."
Der Immobilienmarkt in Phuket ist inzwischen so gesättigt, dass es inzwischen auch nicht lizenzierte Makler gibt, die versuchen, Geld zu verdienen, so Saliani.
Jetzt könne jeder ein Immobilien- oder Mietmakler sein und das Hundertfache verlangen. Es sei unglaublich, Phuket sei wie ein wilder Markt, den niemand mehr kontrollieren kann.
Russen strömen nach Koh Phangan
Seit Thailand seine Grenzen wieder geöffnet hat, ist die Insel Koh Phangan auch bei russischen Besuchern, die dem Krieg entkommen wollen, sehr beliebt.Kimberley Baka, ein Life-Coach aus Südafrika, der auf der Insel lebt, sagte, man habe das Gefühl, dass es in den letzten Monaten eine "Übernahme" gegeben habe. Die steigenden Mietpreise zwingen die Menschen zum Verlassen der Insel, sagte Baka.
"Wir müssen 30 verschiedene Häuser angeschrieben haben, die meisten waren für ein Jahr ausgebucht", sagte Baka. "Ich habe mich nach vier Häusern erkundigt, deren normaler Wert bei etwa 12.000 Baht pro Monat liegt. Eine russische Frau hat alle vier Häuser für ein ganzes Jahr untervermietet und verlangt 1.300 Baht pro Tag, das macht also rund 40.000 Baht pro Monat."
"Thailänder können kein gutes Geschäft machen", sagt Baka. "Viele Menschen, die Koh Phangan seit Jahren ihr Zuhause nennen, ziehen weg."
Enorm gestiegene Hotelpreise
Die „egal was es kostet Mentalität“ hat auch den Hotelmarkt kräftig durcheinander gewirbelt und zu extrem hohen Preisen, vor allem in der 5-Sterne Kategorie, geführt. Viele Hotels haben ihre Preise nicht nur gegenüber dem Pandemie-Niveau, sondern auch gegenüber den Vorpandemiepreisen gewaltig erhöht.
Während man für ein 5-Sternehotel vor der Pandemie ca. 100-120.- EUR Euro zahlte, dessen Preise während der Pandemie um rund 50% sanken, kosten dieselben Hotels heute oft 180-300.- EUR. Allerdings ist das durch die offenen Taschen der Russen für die Hoteliers kein Problem… Viele Nobelhäuser sind dennoch zu 95% oder mehr ausgelastet, mit einem Anteil von 60% und mehr durch Russen.
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