29.04.2024
Phukets geplanter Umstieg auf Qualitätstourismus ging in die Hose
Weg vom Overtourismus - Plädoyer für einen qualitätsbewussten Tourismus
Während Tourismus zweifellos ein Wirtschaftsmotor für Phuket ist und Arbeitsplätze sowie Einkommen generiert, hat die COVID-19-Pandemie die Fragilität dieses Sektors aufgezeigt. Mit einem Rückgang von über 85% sah sich die Insel mit gravierenden wirtschaftlichen Herausforderungen konfrontiert. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass ein ungebremstes Wachstum der Touristenzahlen nicht nachhaltig ist. Überfüllte Strände und überlastete Infrastrukturen sind nur einige der Probleme, die durch die Massentourismus entstehen. Allerdings war die Insel schöner als je zuvor, mit herrlich einsamen Stränden, wenig Verkehr und Ressourcen im Übermass.
Während der Pandemie forderten viele Stimmen eine Neuausrichtung des Tourismus in Phuket, mit einem Fokus auf Qualität anstelle von Quantität. Selbst die Regierung versprach, nach Ende der Pandemie den Massentorismus zu stoppen und auf sanfteren, qualitativ hochwertigeren Tourismus umzuschwenken. Die jüngst beendete Hochsaison hat jedoch gezeigt, dass die massive Zahl an Touristen die Fähigkeiten der Insel überstiegen hat. Die daraus resultierenden überfüllten Strände, überforderte Infrastrukturen und verschmutzten Wasserstraßen verdeutlichen drastisch die negativen Auswirkungen dieses ungebremsten Wachstums.
Phuket ist nicht allein mit diesen Herausforderungen. Weltweit ringen beliebte Touristenziele mit ähnlichen Problemen. Viele dieser Orte, wie Amsterdam und die Kanaren, Venedig, setzen bereits auf eine Tourismuspolitik, die versucht Qualität vor Quantität zu stellen, um die negativen Auswirkungen zu mindern. Diese globalen Beispiele bieten wertvolle Lektionen und bestärken die Notwendigkeit für Phuket, seinen eigenen Weg zu einer nachhaltigeren Tourismuspraxis zu finden.
Der Overtourismus, wie man ihn diese Saison erlebt hat, führt zu erheblichen negativen Auswirkungen auf die Umwelt Phukets. Die Verschmutzung durch Plastikabfälle bedroht marine Ökosysteme, und die unkontrollierte Entwicklung führt zur Zerstörung natürlicher Lebensräume. Gleichzeitig steht die Infrastruktur der Insel, insbesondere das Verkehrs- und Versorgungsnetz, unter enormem Druck. Dies führt zu Verkehrschaos, Wasser- und Stromknappheit, die die Lebensqualität sowohl für Einheimische als auch für Touristen beeinträchtigen. Die unkontrollierte Bebauung, die darauf abzielt, den Zustrom von Touristen zu bewältigen, führt zur Zerstörung natürlicher Lebensräume und bedroht die dort ansässige Tierwelt.
Das Verkehrsnetz der Insel ist durch den kontinuierlichen Ansturm von Besuchern stark überlastet. Bedeutende Verkehrswege sind tagtäglich von Dauerstaus betroffen, die durch lange Schlangen von Touristenminibussen und frustrierte Taxifahrer, die die Hauptstraßen blockieren, noch verschärft werden. Die unzureichenden öffentlichen Verkehrsmittel lassen den Reisenden kaum eine andere Wahl, als auf private Fahrzeuge auszuweichen, was die Verkehrssituation weiter zuspitzt.
Ein weiteres gravierendes Problem ist die schleichende Erosion der kulturellen Identität Phukets. Traditionen und Bräuche werden zunehmend kommerzialisiert, um touristische Erwartungen zu erfüllen, was zu einem Verlust an Authentizität führt. Ein Shopping-Bummel führt schnell zu leichter Verwirrung, da man nicht mehr sicher ist, ob die Landessprache Russisch, Chinesisch oder doch noch Thai ist. Die Besonderheiten, die Phuket einst einzigartig machten, drohen in einer uniformen touristischen Landschaft unterzugehen.
Die Zukunft Phukets als touristisches Ziel hängt davon ab, einen Paradigmenwechsel hin zu Qualitätstourismus zu vollziehen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, anspruchsvolle Reisende anzuziehen, die echte, verantwortungsbewusste und tiefgreifende Erlebnisse suchen. Ein solcher Fokus kann die Umweltauswirkungen reduzieren, die lokale Infrastruktur entlasten, das kulturelle Erbe bewahren und sicherstellen, dass die wirtschaftlichen Vorteile des Tourismus breiter verteilt werden. Dass ausgerechnet Phuket jetzt eine internationale Veranstaltung zum nachhaltigen Tourismus abhalten will, mutet in Anbetracht der vielen ungelösten und sich ständig verschlimmernden Probleme, mehr als sonderbar an.
Dass man Qualitätstourismus und Nachhaltigkeit nicht nur mit erheblichen Preisanhebungen der Hotels und im Gastronomiebereich erreichen kann, kann man zurzeit sehen, denn die Preise wurden mehrfach erhöht, was zwar die Kosten für die Reisenden in neue Sphären erhob, aber die Zahl der Touristen und deren Qualität nicht verändert hat.
Vielleicht müsste man sich mal Gedanken um die Party-Dauerberieselung machen, vielleicht braucht nicht jeder Strand ein paar Beachclubs mit überall gleicher Musik, die einen von morgens bis abends berieselt. Es muss auch nicht an jedem Strand Jetski, Bananenboote und sonstige lärmende, nervige Unterhaltungsmöglichkeiten geben. Vielleicht will der Qualitätstourist eher thailändisch, klassische Themen, perfekten Service, individuelle Betreuung, kulinarische Erlebnisse etc. Warum nicht mal ein Konzert mit thailändischer, traditioneller Musik, oder mit Klassik, oder ein Jazzclub?
Und warum steht auf der Agenda der thailändischen Regierung immer nur, dass man es für alle immer leichter machen will, um noch mehr Touristen anzuziehen, so wie gerade wieder die 60-tägige Visafreiheit für Russen und Bürger einiger anderer Nationen verlängert wurde, meist Nationen, die sich Null für die thailändische Kultur interessieren, Leute, denen es oft ausschliesslich um Meer, Party und offenherzige Barmädels geht.
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