Erschreckende Entwicklung in Thailand - Kommentar - Reisenews Thailand
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09.07.2021

Covid-19  

Erschreckende Entwicklung in Thailand - Kommentar

Missmanagement und Ignoranz lassen Infektionszahlen in die Höhe schnellen

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Heute meldet Thailand mit 9.276 neuen Infektionen wieder einen neuen, traurigen Rekord. Fast eine Verdreifachung innerhalb von 10 Tagen. Damit werden die Schätzungen der CCSA (Covid-Behörde), dass bis Ende nächster Woche bis zu 10.000 Neuinfektionen gerechnet werden müsse, wohl eher zu einem schönen Traum, als wie bisher gedacht zur Schreckensnachricht.

Es ist nun dringend an der Zeit, dass die Regierung aufhört zu palavern, aufhört Entscheidungen immer nur einmal wöchentlich in den Parlamentssitzungen zu fällen, sondern die CCSA wieder zur alleinentscheidenden Krisenmanagementinstitution zu machen. Es gibt dringende Probleme, die angegangen werden müssen, ohne den Weg über ein träges Bedenkenparlament, ohne Absegnung im Königlichen Bulletin:


Teststrategie

Bisher werden fast nur PCR-Tests durchgeführt. Da diese aber doch recht aufwändig und daher nur in begrenzter Menge machbar sind, stehen die Menschen in Testzentren und Klinken Schlange. Die Anzahl der maximal auswertbaren PCR-Tests, durch die 300 zugelassenen Labore, liegt bei rund 75.000 täglich. Es sollen zwar nun vermehrt auch Antigentests zugelassen werden, jedoch kommt das viel zu spät, denn durch Testungen in den Fabriken, Arbeiterlagern und Gefängnissen, hätten viele Cluster verhindert werden können. Die Tests dürfen aber nur von medizinischem Personal ausgeführt werden und sind somit quantitativ wieder stark beschränkt, da die medizinischen Mitarbeiter in den Hochinzidenzgebieten sowieso schon überlastet sind. Selbsttests sind pauschal verboten - warum?


Impfungen

Man hat sich in trügerischer Sicherheit gewiegt und gedacht, wegen der minimalen Infektionszahlen bis März, dass bei den Impfungen keine Eile geboten wäre und mit ruhiger Hand desaströse Entscheidungen gefällt:

Impfstoffe

Die Regierung hat bei ihrem viel zu spät erstellten Impfplan ausschliesslich auf 2 Pferde gesetzt. Und das waren beide die falschen. Sinovac, der meist eingesetzte Impfstoff aus China hat den neuen Varianten fast nichts entgegenzusetzen und Astra Zeneca sollte aus der Eigenproduktion kommen. Da der Sinovac Impfstoff nicht nur minderwertig ist, sondern im Einkauf auch noch besonders teuer, könnten böse Menschen die Idee kommen, dass es hier irgendwelche Drittprofiteure geben könnte. Nach der Veröffentlichung eines geleakten Dokuments ging hervor, dass die 680.000 mit Sinovac geimpften Mitarbeiter aus dem medizinischen Dienst nun noch eine Biontec/Pfizer Impfung bekommen sollen, da der Sinovac Impfstoff nur sehr begrenzt funktioniere. Das hindert Anutin allerdings nicht daran, die Bevölkerung in fälschlicher Sicherheit zu wiegen und sie weiterhin mit der chinesischen Plörre zu impfen.



Nachdem festgelegt wurde, dass Astra Zeneca in einer Firma in Thailand, die bisher keinerlei Erfahrung mit der Vakzinproduktion hatte, produziert werden soll, hat man gleich grossspurig Verträge zur Lieferung des Impfstoffes in benachbarte Länder abgeschlossen. Die müssen geleifert werden - ohne Wenn und Aber. Aber nun bekommt die Produktion nicht mal 50% der geplanten Menge auf den Tisch. Versuche von Provinzgouverneuren, von CEOs grosser Unternehmen und engagierten Klinkchefs sich selbst um die Bestellung grosser Mengen an Vakzinen zu kümmern, die auch zu bezahlen, wurden vom Gesundheitsministerium und dem mittelbelichteten Minister Anutin pauschal untersagt. Und andere, von der WHO empfohlene und in anderen Ländern bewährte Impfstoffe wie Moderna oder Pfizer/Biontech erst mal gar nicht zugelassen. Erst im April konnte sich die thailändische Arzneimittelbehörde ein OK zu diesen Vakzinen herablassen. Nun hat man zwar Lieferverträge abgeschlossen, kann aber mit grösseren Mengen erst im 4.Quartal rechnen.

Impfregistrierung

Endlos verschiedene Registrierungs-Apps für Impfungen, die oft das Problem haben, dass sie gar nicht funktionieren oder keinerlei Datensicherheit bieten, waren oder sind auf dem Markt. Auch für die Impfungen von im Lande lebenden Ausländern wurden bisher mehrere Apps zu Registrierung entwickelt - und wieder eingestampft. Dafür bieten jetzt einige Klinken in Eigeninitiative Registrierungen an - mit Vorkasse - und dem mRNA-Impfstoff von Moderna, den sie noch gar nicht haben. Denn der wird erst ab Oktober geliefert. Teilweise muss man sich jetzt per Mail registrieren (wer will das bearbeiten?) oder gar vorab in den Klinken zur Registrierung vorsprechen.


Nun ist mit einer schwachen Regierung Thailand vom Champion zum Loser geworden. Während Ministerpräsident Prayut von einer völlig unrealistischen Öffnung des kompletten Landes im Oktober schwadroniert und den Bürgern die Rückkehr von Millionen Touristen verspricht, läuft das wohl eher darauf hinaus, dass das Land sich zum Hochrisikogebiet entwickelt. Mit einer wohldosierten Mischung von Untätigkeit und hektischer, unüberlegter Handlungen macht sich die Regierung zum internationalen - und immer mehr auch zum nationalen - Gespött. Der König, auf dessen Machtwort zurzeit immer mehr Thais hoffen, hält sich bedeckt, während die „ehemalige“ Militärregierung täglich ihre Unterbegabtheit sowohl für Gesundheits- als auch Wirtschaftspolitik unter Beweis stellt. #thailandsun


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