28.03.2025
Erdbeben in Myanmar erschüttert Bangkok
Mehrere Opfer in einem im Bau befindlichen, eingestürzten Hochhaus
Die aktuelle Lage nach dem Beben
Letztes Update: 28.03.2025 13:55 Uhr MEZ
Am heutigen Freitag wurde die thailändische Hauptstadt Bangkok von einem Erdbeben in Myanmar erschüttert. Berichte über die genaue Stärke des Bebens variieren: Während einige Quellen von einer Magnitude von 7,3 sprechen, geben andere eine Stärke von 7,7 im Epizentrum in Myanmar an.
Das Epizentrum des Bebens lag in Zentral-Myanmar, etwa 50 Kilometer östlich der Stadt Monywa, in einer Tiefe von 10 Kilometern. Monywa ist etwa 1.200 km von Bangkok, bzw. rund 750 km von Chiang Mai entfernt. In Bangkok lag die Magnitude bei zwischen 4,6 und 4,9, klingt nach nicht viel, hatte aber doch erhebliche Auswirkungen.
Trotz der Entfernung war das Beben in Bangkok deutlich zu spüren und führte dazu, dass Gebäude schwankten und zahlreiche Menschen ins Freie flohen. Besonders Bewohner von Hochhäusern und Hotels verließen in Panik die Gebäude und suchten Schutz auf den Straßen.
Auf einer Baustelle in Bezirk Chatuchak, ganz in der Nähe des riesigen Chatuchak-Weekenmarktes, kollabierte die Struktur eines im Bau befindlichen weit über 100 m hohen Hochhauses wobei das Gebäude komplett in sich zusammenfiel. Menschen rannten panisch davon, um sich in Sicherheit zu bringen. Der Einsturz des 30-stöckigen Hochhauses, forderte mindestens drei Menschenleben, wobei sich diese Zahl noch erheblich weiter erhöhen dürfte, denn es werden noch 90 weitere Bauarbeiter vermisst.
In einigen Hochhäusern schwappten die Pools über, in anderen explodierten die Scheiben der Rooftop-Pools und zigtausende Liter Wasser schossen in die Tiefe. Viel Gebäude trugen optisch eher leichte Beschädigungen davon, allerdings müssen hier die Statiker und Bauingenieure erst mal ran, um die Bausubstanz zu überprüfen.
Maßnahmen der Behörden
Die thailändische Regierung unter Premierministerin Paetongtarn Shinawatra rief den Notstand für Bangkok aus, um Rettungs- und Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. Rettungskräfte sind im Einsatz, um Verschüttete zu bergen und die Sicherheit der Infrastruktur zu überprüfen. Einige Brücken in Bangkok, wie beispielsweise die Rama-III-Brücke, wurden aufgrund des Erdbebens gesperrt.Der Gouverneur von Bangkok, Chadchart Sittipunt, ist mit der Koordinierung der Katastrophenhilfe beauftragt worden. Er sagte, das Erdbeben habe an vielen Hochhäusern in der Hauptstadt Schäden verursacht. Derzeit laufen Inspektionen und er rief die Bevölkerung zur Vorsicht auf. Chadchart hat angeordnet, dass öffentliche Parks über Nacht geöffnet bleiben, und hat dafür gesorgt, dass Trinkwasserwagen und mobile Toiletten bereitgestellt werden, um Menschen zu helfen, die aufgrund starken Verkehrs oder Schwierigkeiten bei der Rückkehr zu ihren Unterkünften warten müssen.
Zu den ausgewiesenen Parks gehören der Lumpini-Park, der Benchasiri-Park, der Benjakitti-Park und der Chatuchak-Park.
Das Verkehrsministerium ordnete die Einstellung des öffentlichen Nahverkehrs an, darunter auch der Busse und aller acht elektrischen Bahnlinien. Letztere werden derzeit auf Schäden untersucht und sollen voraussichtlich am Samstagmorgen wieder geöffnet werden. Die Busse dürfen allerdings seit einer Stunde wieder fahren. Während die strukturelle Integrität der Eisenbahnen offensichtlich nicht beeinträchtigt zu sein scheint, bestehen Bedenken hinsichtlich der Signalsysteme. Die Einstellung des Zugverkehrs wird führte zu schweren Verkehrsstaus in der ganzen Stadt.
Die größte Sorge gilt derzeit der Sicherheit der Krankenhäuser, da Patienten evakuiert werden, insbesondere diejenigen in den Notaufnahmen, die auf lebenserhaltende Geräte angewiesen sind. Krankenhäuser ermitteln das Ausmaß der Gebäudeschäden, um festzustellen, ob die Patienten in die Gebäude zurückkehren können. Diejenigen, deren Zustand stabil sei, könnten entlassen und nach Hause geschickt werden, sagte Chadchart.
Empfehlungen für die Bevölkerung: Die Behörden raten den Einwohnern Bangkoks, vorsichtig zu sein und beschädigte Gebäude zu meiden. Aktuelle Informationen sollten über offizielle Kanäle bezogen werden, und den Anweisungen der Sicherheitskräfte ist Folge zu leisten.
Auch im nördlichen Touristenort Chiang Mai, wo es kurzzeitig zu einem Stromausfall kam, eilten die fassungslosen Bewohner nach draußen und wussten nicht, wie sie reagieren sollten. Größere Schäden oder verletzten Personen wurden aus der Nordmetropole bisher nicht gemeldet.
Myanmar
Über Schäden in Monywa und das etwa 100 km entfernte Mandalay gibt es bisher noch nicht sehr viele Berichte, aber es kam nach ersten Infos zu erheblichen Schäden an Gebäuden und Infrastruktur. Beobachter sprechen von zerstörten Brücken und Gebäuden. Die Militärregierung Myanmars hat für mehrere Regionen, darunter Sagaing, Mandalay und Naypyidaw, den Notstand ausgerufen und internationale Hilfe angefordert.Die genaue Anzahl der Opfer ist derzeit noch unklar, da Rettungsteams weiterhin in den betroffenen Gebieten im Einsatz sind. Die Behörden in Myanmar haben Notfallmaßnahmen eingeleitet und rufen die Bevölkerung zur Vorsicht auf. Besonders betroffen sind die Metropole Mandalay, sowie die Städte Toungoo in der Region Bago und Aungban im Shan-Staat.
Während die Militärjunta bislang keine offiziellen Opferzahlen veröffentlicht hat, berichten Augenzeugen und lokale Medien übereinstimmend von zahlreichen Toten und Verletzten in mehreren Städten. Inoffiziellen Meldungen zufolge kamen mindestens 80 Menschen ums Leben. Andere Quellen sprechen von weit über 100 Todesopfern.
In Mandalay stürzte ein Gebäude in der Pyigyitagon Township ein – mindestens acht Menschen wurden dabei laut einem anonymen Augenzeugen getötet, weitere Opfer werden unter den Trümmern vermutet. Auch eine Moschee in Mandalay wurde schwer beschädigt; laut lokalen Berichten sollen dort mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen sein. Die Bilder zeigen massive Zerstörung: Backsteinhaufen, eingestürzte Decken, panisch flüchtende Menschen.
In der Stadt Toungoo starben laut Reuters-Angaben mindestens drei Gläubige, als während des Gebets die Decke einer Moschee einstürzte. In Aungban kollabierte ein Hotel – zwei Tote und mindestens 20 Verletzte wurden dort bisher gemeldet.In der Hauptstadt Naypyidaw wurden Hunderte Verletzte in Krankenhäuser eingeliefert, viele mussten jedoch im Freien versorgt werden, da auch das Klinikgebäude selbst Schäden aufwies.
In einem Briefing erklärte Marie Manrique vom Internationalen Roten Kreuz, dass auch wichtige Infrastrukturen wie Straßen, Brücken und öffentliche Gebäude beschädigt wurden. Man habe zudem ernsthafte Sorgen um die Stabilität großer Staudämme, die derzeit streng überwacht würden.