29.07.2024
Cannabis
Cannabis in Thailand - wahrscheinlich bleibt alles, wie es ist
Regierungsstreit - Wachstumswunder und regulativer Seiltanz
Anutin Charnvirakul, Chef von Bhumjaithai und zugleich stellvertretender Premierminister sowie Innenminister, warnte vor negativen wirtschaftlichen Folgen einer verschärften Cannabis-Politik. „Wer würde dann noch in Thailand investieren wollen?“, fragte er rhetorisch. Die Wachstumszahlen sprechen für sich: Die Cannabis- und Hanfindustrie in Thailand blüht und gedeiht, mit einem Marktwert, der kürzlich auf 36,52 Milliarden Baht angestiegen ist.
An einem entspannten Wochenende spielte Anutin Golf mit Thaksin Shinawatra, der als graue Eminenz hinter der Pheu Thai Partei betrachtet wird und dessen Worte bei Premierminister Srettha Gewicht haben. Die Entscheidung fiel: Statt Verboten soll es regulative Gesetze geben, die den Freizeitkonsum von Cannabis steuern.
Doch der Weg zur Gesetzgebung gleicht einem Marathon. Gesundheitsminister Somsak Thepsuthin merkte an, dass der Prozess nur schleppend vorangeht und schlug vor, Cannabis vorerst wieder auf die Liste der Betäubungsmittel zu setzen. Das juristische Hin und Her sorgt für Stirnrunzeln, besonders bei Dr. Smith Srisont, der die politischen Manöver als Stolperstein für sinnvolle Regulierungen sieht.
Das Jugendnetzwerk gegen Cannabis wirkt ungeduldig und drängt auf eine Rückstufung als Betäubungsmittel, wohl wissend, dass das Gesetzgebungsverfahren Jahre dauern könnte. Doch das Parlament, bestehend aus einer fragilen Koalition, lässt keinen schnellen Durchbruch der Cannabis-Gesetze erwarten.
Unterdessen sprechen sich Cannabis-Bauern und -Unternehmen lautstark aus. Wittawin Vidthayanon, CEO von Salus Bioceutical, warnt vor den Folgen einer Rückstufung für die boomende Industrie. Zwischen 70.000 und 80.000 Arbeitsplätze hängen daran. Die Unternehmer sind besorgt, aber auch erfinderisch: Cannabis wird zunehmend auch zu Hause angebaut und muss nicht mehr gekauft werden.
Im ländlichen Thailand stapeln sich derweil die Vorräte. Saptawee Deebudcha aus Nakhon Phanom berichtet von 1.000 Tonnen unverkauftem Cannabis, und in Nakhon Ratchasima bewirtschaftet ein Gemeinschaftsunternehmen nur noch einen Bruchteil seines Cannabis-Landes.
Die Diskussion in Thailand zeigt: Cannabis bleibt ein heißes Eisen, das Wirtschaftswachstum und soziale Herausforderungen gleichermaßen in sich birgt. Während einige auf die positiven Effekte für die Wirtschaft hoffen, warnen andere vor den gesundheitlichen und sozialen Folgen. In diesem Sinne bleibt die Cannabis-Debatte in Thailand ein Balanceakt, der mit einem Augenzwinkern betrachtet sowohl eine Chance als auch eine Herausforderung darstellt.
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