31.03.2024
Umwelt
Abschied vom Paradies - Phuket und der Kampf um seine Seele
Tourismusboom mit Nebenwirkungen - Phuket über dem Limit - Overtourism
Lange Zeit lockte Phuket mit seinen makellosen Stränden, den schwankenden Palmen und seinem gelassenen Flair, das eine Auszeit vom Alltäglichen versprach. Früher zog die Insel vornehmlich Ruheständler an, die hier einen permanenten Rückzugsort suchten – vergleichbar mit einem thailändischen Florida, wobei Patong für etwas Aufregung sorgte.
Der Ausbau des Internationalen Flughafens Phuket war ein Wendepunkt. Verbesserte Konnektivität und schnellere Reisezeiten haben Phuket zugänglicher denn je gemacht, nicht nur für Besucher, die einen Urlaub suchen, sondern auch für jüngere Expats, die ein neues Leben aufbauen möchten.
Der Krieg in der Ukraine hat die Bevölkerung der Insel weiter verändert. Schätzungen zufolge nennen jetzt über 30.000 dauerhafte russische Einwanderer Phuket ihr Zuhause, mit unzähligen anderen, die sich auf Touristenvisa aufhalten. Viele dieser Neuankömmlinge sind junge Männer und Familien, die versuchen, der Zwangseinberufung zu entgehen.
Die letzten traditionellen Wurzeln Phukets werden ruiniert und die thailändische Kultur wird durch russische Kulturlosigkeit ersetzt. Russische Getränke- und Speisekarten, russische Werbetafeln, ja sogar russische Masseurinnen und Freelancer ersetzen das thailändische Leben am Patong. Die russische Mafia macht sich breit und die Gier nach Geld tut ihr Übriges, um das frühere, entspannte Thai-Life zu geniessen.
Thailands Tourismusverantwortliche haben die Veränderungen in der Besucherstruktur wahrgenommen und ihre Vermarktungsansätze dementsprechend angepasst. Statt sich ausschließlich auf die beworbenen ruhigen Strände von Phuket zu konzentrieren, wurde nun das Augenmerk auf das breite Spektrum seiner Attraktionen gelegt – angefangen beim pulsierenden Nachtleben über abenteuerliche Aktivitäten bis hin zu opulenten Erfahrungen. Diese Neuausrichtung hat Phuket erfolgreich als attraktive Destination für eine vielfältigere Zielgruppe etabliert. Der Gedanke, weniger könnte mehr sein, kommt gar nicht erst auf.
Von einigen wenigen ruhigen Stränden im Nordwesten der Insel abgesehen, fehlt, in der sich ständig verlängernden Hauptsaison, das Mass an Idylle, die Thailands Strandleben bisher so attraktiv machte. Der Unterschied der Liegeabstände zwischen beispielsweise dem Patong und dem Ballermann auf Mallorca sind zusehends geschrumpft. Es ist diese Saison so voll wie nie zuvor und die Regierung unterlässt es nicht, die Promotiontrommeln zu rühren und ständig neue Ideen, für noch mehr Touristen in die Welt zu werfen.
Nur scheint man offensichtlich zu vergessen, dass ein so extremer Anstieg des Tourismus auch erhebliche Investitionen in die Infrastruktur voraussetzen sollte. Beginnend von einem dringenden Ausbau des Nahverkehrs, über weitere und breitere Strassen, um das tägliche Verkehrschaos und Dauerstaus zu verhindern. Auch die Wasserversorgung und die Kläranlagen würden dringend einer Anpassung an die Gegebenheiten erfordern… aber da scheint es keine Planung, keinen Willen, oder einfach auch nur kein Geld dafür zu geben.
Die Begriffe „Soft Power“ und „Sustainability“, die von den thailändischen Tourismusbehörden so gerne als Vorzüge gepriesen werden, sind ein Hohn, angesichts einem nicht vorhandenem Ausbau von erneuerbaren Energien, Wasserbehandlung, noch mehr Autos ohne Filter und gewaltige Flächenversieglung durch immer neue Hotels. In Anbetracht des Wassermangels, sind aus dem Boden spriessende, riesige Wasserparks, eine sich ständig erhöhenden Anzahl von Pool-Villen in den Hotels, auch weit weg von jeglichem nachhaltigen Tun.
Ob sich die Regierung und die Tourismusverantwortlichen mit Ihrer Taktik nicht erheblich vertun und das Ganze kippt, wie wir befürchten, wird sich zeigen. Unserer Meinung nach, wird ein „weiter so“ mit Wachstum ohne gewaltige Investitionen dazu führen, dass die „Qualitätstouristen“, die die Behörden so gerne hätten, endgültig vertrieben werden und die Insel, mit allen Konsequenzen, ein Ort für Massentourismus wird, diese Touristen aber, die enorm gestiegenen Preise auf der Insel, gar nicht tragen können. Und das Gefühl in einer russischen Enklave zu urlauben, macht Phuket für viele wirklich nicht zum Traumziel.
Wir selbst sehen Phuket schon seit 2015, mit weniger als der Hälfte der heutigen Anzahl von Touristen, nur noch als Sprungbrett, um zu einigen der inzwischen raren, noch ruhigen Inseln zu kommen. Zwei Nächte Party am Patong – OK, dann aber nichts wie weg…
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